Donnerstag, 07. Februar 2008

Hanga Roa / Osterinsel / Chile


Heute ist um 07:54 Uhr Sonnenaufgang. 1642 Seemeilen bzw. 3041 Kilometer und drei Tage auf See liegen seit dem Verlassen der Robinson Crusoe Insel hinter uns. Inzwischen haben wir schon zweimal unsere Uhren um jeweils eine Stunde zurückgestellt. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt nun also minus sechs Stunden. In Deutschland ist es gleich schon 15:00 Uhr. Pünktlich um 09.00 Uhr unserer Zeit erreichen wir unsere heutige Ankerposition auf Reede vor der Ortschaft Hanga Roa an der Westküste der Osterinsel. Auch heute müssen wir wieder die Tenderboote benutzen, um an Land zu kommen. Die Wetter- und Seevorhersagen für heute sehen gut aus. Einer Anlandung scheint heute nichts im Wege zu stehen.

Hanga Roa ist die einzige Ortschaft auf der Osterinsel. Hier leben die meisten der gut 3.000 Einwohner der Insel. Etwa 8 Kilometer südlich von Hanga Roa befindet sich am südwestlichen Ende der Osterinsel der Vulkan Rano Kao. An dessen südwestlichem Rand befindet sich die Ausgrabungsstätte Orongo. Von hier oben aus hat man einen überwältigenden Blick in das Innere des etwa 200 Meter tiefen Kraters. An seinem äußeren Rand fällt die Steilwand etwa 300 Meter tief ins Meer ab. Orongo war früher eine bedeutsame Kultstätte. Hier wurde der sogenannte Vogelmannkult zelebriert. In früheren Zeiten kletterten die ausschließlich männlichen Wettkämpfer mehrerer Stämme die etwa 300 Meter steile Klippe herunter und schwammen zur vorgelagerten Insel Motu Nui, die von hier oben aus gut sichtbar ist. Aufgrund der Steilküste, der starken Brandung und der sich in den Gewässern befindlichen Haie war dieser Wettkampf lebensgefährlich. Auf Moto Nui galt es dann ein Ei der dort brütenden Rußseeschwalben aus dem Nest zu nehmen, sich an den Kopf zu binden und den Rückweg nach Orongo anzutreten, um dort wiederum die 300 Meter steilen Klippen nach oben zu klettern. Der zuerst angekommene Wettkämpfer überreichte das Ei schließlich seinem Häuptling. Dieser war fortan der Vogelmann (Tangata-Manu) und hatte für ein Jahr die Macht über alle anderen Stämme.

Hanga Roa (Vordergrund) und Vulkan Rano Kao (Hintergrund rechts)

Die Osterinsel ist für ihre großen Steinfiguren bekannt, die sogenannten Moais. Diese stehen auf Plattformen, Ahus genannt. Bei der Entdeckung der Osterinsel im 17. Jahrhundert waren noch viele Moais unvollendet. Die Arbeiten waren aber bereits eingestellt und sämtliche bereits fertiggestellten Figuren umgestürzt. Noch heute liegen die meisten von ihnen weit verstreut auf der Insel herum. Alle heutzutage wieder stehenden Moais wurden erst weit nach der Entdeckung von Archäologen restauriert und wieder aufgestellt. Eine Besonderheit dieser Steinfiguren ist, dass sie alle mit dem Blick ins Inselinnere aufgestellt sind. Lediglich an einem Ort, den wir am Ende unseres heutigen Ausfluges anfahren werden, haben die Figuren ihren Blick auf das Meer gerichtet. Aber dazu kommen wir zum Ende des heutigen Ausfluges. Insgesamt wurden auf der Osterinsel bis heute knapp 900 Moais entdeckt und katalogisiert. Wann und aus welchem Grund diese imposanten Steinfiguren aufgestellt wurden ist heute immer noch umstritten. Vermutlich handelt es sich aber bei den Moais um Abbildungen von Häuptlingen oder verehrten Ahnen und die Ahus dienten als Grab- oder Andachtsstätte.


Heute werden zwei organisierte Ausflüge über Phoenix Reisen angeboten. Um 09:15 Uhr beginnt der Halbtagesausflug „Vulkan Rano Kao, Orongo und Ahu Tahai“. Die meisten Gäste haben aber den Ganztagesausflug „Große Inselfahrt“ gebucht. Er wird ca. 6 Stunden dauern und einen guten Eindruck von der Osterinsel und deren Kultur vermitteln. Die Gäste dieses Ausfluges werden selbstverständlich zahlreiche Ahus und Moais zu Gesicht bekommen. Da die teilnehmenden Gäste nicht zur Mittagszeit an Bord speisen können, erhalten sie ab 08:00 Uhr in der Galerie vor dem Musiksalon eine Lunchbox für unterwegs. Um 09:30 Uhr treffen sich dann schließlich alle Ausflugsteilnehmer im Musiksalon. Von dort aus geht es in Gruppen per Tenderboot an Land. Dort beginnt unser heutiger Ausflug. Die Fahrt führt uns zunächst an der mit 3.300 Meter recht langen Landebahn des Flughafens vorbei. Diese dient u.a. auch der amerikanischen Weltraumbehörde NASA als Landebahn für eventuelle Notsituationen bei Space Shuttle Flügen. Wir fahren zunächst in östliche Richtung zum Ahu Akahanga. Hier sehen wir einige umgestürzte Moais in unterschiedlichen Größen. Außerdem finden wir hier auch einige „Hüte“ der Moais, die aus rotem Vulkangestein gefertigt wurden. Sie befinden sich in den unterschiedlichsten Bearbeitungsstadien. In der Wissenschaft ist allerdings immer noch umstritten, ob es sich tatsächlich um eine Kopfbedeckung oder um eine Art Hochsteckfrisur handeln sollte.

Unsere Fahrt führt uns von hier aus weiter in östliche Richtung zum Vulkan Rano Raraku. Hier wurden nahezu alle Moais der Osterinsel angefertigt. Insgesamt befinden sich hier immer noch 394 Statuen in den verschiedensten Fertigstellungsstadien. Einer davon ist sogar noch Teil des Steinbruchs und wurde nicht mehr vollständig aus dem Felsen gelöst.

Von hier aus laufen wir hinunter zum Ahu Tongariki, der sich kurz vor der Steilküste befindet und bereits vom Vulkan aus gut sichtbar ist. Mit 15 Moais handelt es sich um den größten Ahu der Osterinsel. Hier sehen wir auch den ersten Moai mit Kopfbedeckung.

Nun fahren wir Richtung Norden zum Strand von Anakena. Dieser paradiesische Strand mit weißem Sand und blauem Meer ist von einem Palmenhain umsäumt. Und auch hier sind ebenfalls zwei Ahus bzw. mehrere Moais zu sehen. Dieser Strand ist übrigens der einzige auf der Osterinsel. Aber er ist ein guter Vorgeschmack für die Strände, die wir im Verlauf der weiteren Kreuzfahrt noch sehen werden. Hier haben wir nun etwas Aufenthalt und können uns am traumhaften Strand und im kristallklaren Wasser ausruhen und erholen.

Von hier aus geht es nun wieder zurück zur Westküste und nach Hanga Roa. Hier besuchen wir im Norden der Ortschaft noch den Ahu Tahai. An dieser Kultstätte befinden sich die einzigen Moais, die Richtung Westen auf das Meer und den allabendlichen Sonnenuntergang blicken. Eine weitere Besonderheit an diesem Ort ist der hier befindliche einzige Moai, der heutzutage über Augen, die aus Korallenkalk gefertigt sind, verfügt. Von diesem Ort aus entstehen die meisten bekannten Postkartenmotive der Osterinsel, auf denen im Vordergrund die Moais und im Hintergrund die auf Reede liegenden Kreuzfahrtschiffe zu sehen sind.

Von hier aus fahren wir wieder zurück zum Anleger der Tenderboote, die uns mit vielen tiefgehenden Eindrücken zurück zu unserer MAXIM GORKI bringen. Für die Ausflugsteilnehmer, die etwas Hunger haben, wird bis 17:00 Uhr im Lido Café neben der üblichen Tee- und Kaffeestunde noch eine deftige Suppe bereitgehalten. Um 17:30 Uhr fährt das letzte Tenderboot vom Land zum Schiff. Pünktlich um 18:00 Uhr wird der Anker eingeholt und die MAXIM GORKI nimmt Kurs auf Pitcairn. 1120 Seemeilen bzw. 2074 Kilometer und zwei Tage auf See liegen vor uns. Vor Pitcairn werden wir in der Bounty Bay den Anker werfen und in Abhängigkeit von Wellengang und der Brandung hoffentlich an Land Tendern können. Falls dieses nicht der Fall sein sollte, würden uns nun fünf Seetage bis zum Rangiroa Atoll bevorstehen. Um 19:00 Uhr öffnen die Restaurants zum heutigen Abendessen. Um 21:00 Uhr beginnt im Musiksalon die Show „Guck mal wer da spricht“ von und mit Bauchredner Eddy Steinfatt. Währenddessen ist um 21:09 Uhr Sonnenuntergang. Wer zu später Stunde immer noch etwas Hunger hat, dem werden ab 22:30 Uhr in allen Bars Finger-Sandwiches als Late-Night-Snack angeboten. Und dann klingt ein weiterer erlebnisreicher Tag langsam aus.


Während der beiden bevorstehenden Seetage wird u.a. Ausflugsleiter Thomas die Gäste mit einem interessanten Diavortrag über die von Phoenix Reisen angebotenen Ausflüge auf Papeete, Huahine, Bora Bora, Raiatea und Moorea (letzteres Ziel betrifft allerdings nur die Gäste, die auch den nächsten Reiseabschnitt an Bord verbringen werden) informieren. Auch Bordlektor Dr. Wolfgang Losacker wird weitere interessante Vorträge über die Kultur und Geschichte Polynesiens halten. Kreuzfahrtdirektor Winfried Prinz hält einen interessanten Diavortrag unter dem Motto „Die Kinder der Bounty“ über Pitcairn und seine Bewohner. Und selbstverständlich gibt auch Foto-Lektor Harald weiterhin interessante Workshops zum Thema Digitalfotografie. Darüber hinaus finden auch diverse weitere Kurse und Animationsprogramme statt. Zu den abendlichen Highlights wird u.a. das festliche Gala-Buffet, eine Gala-Show aller Künstler und die Show „Hooray for Hollywood“ mit den Stardancers und dem Bordreiseleiter, Entertainer und Sänger Christian Sandmann gehören.


Dieser Reisebericht wird aufgrund der bevorstehenden Seetage mit unserer Ankunft vor Pitcairn am 10. Februar 2008 fortgesetzt.



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