ALBATROS

ex TROS, ex CROWN, ex NORWEGIAN STAR 1, ex NORWEGIAN STAR, ex ROYAL ODYSSEY, ex ROYAL VIKING SEA / IMO 7304314


Status: im Sommer 2021 im indischen Alang abgewrackt


ALBATROS (Emden, 10.04.2020)
ALBATROS (Emden, 10.04.2020)

ALBATROS (Emden, 10.04.2020)

Historie

 

Die 1972 gegründete und auf Luxuskreuzfahrten spezialisierte damalige US-amerikanische Royal Viking Line bestellte bei der Wärtsilä-Werft im finnischen Helsinki drei baugleiche Kreuzfahrtschiffe namens ROYAL VIKING STAR (Baujahr 1972; IMO 7108930), ROYAL VIKING SKY (Baujahr 1973; IMO 7218395) und ROYAL VIKING SEA (Baujahr 1973; IMO 7304314). Sie sollten zu den modernsten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffen ihrer Zeit zählen. Besondere Ausstattungsmerkmale waren u.a. ein doppelstöckiger Kino-/Theatersaal im vorderen Rumpfbereich, ein hoch im Schiff liegendes großes Restaurant mit großen Panoramafenstern, eine um 180 Grad verglaste Lounge oberhalb der Brücke und eine überdurchschnittlich große Anzahl von Suiten im Verhältnis zu den normalen Kabinen. Die Schiffe waren bewusst für eine Passagierkapazität von nur etwa 550 Gästen ausgelegt und boten damit -den Wünschen der gut betuchten Klientel entsprechend- viel Raum in den öffentlichen Bereichen.

 

Royal Viking Line beauftragte die Wärtsilä-Werft am 01.11.1969 mit dem bau der ROYAL VIKING SEA. Das Schiff sollte -ebenso wie bereits die beiden Schwesterschiffe- eine Länge von 177,70m haben. Die Vermessung sollte dabei 21.847 BRZ betragen. Am 01.07.1972 erfolgte daraufhin in Helsinki die Kiellegung mit der Baunummer NB 397. Der Stapellauf fand am 19.01.1973 statt. Am 16.11.1973 wurde das Schiff von der Werft an die Reederei übergeben und in Dienst gestellt. Es fuhr mit Heimathafen Oslo unter norwegischer Flagge. Am 19.01.1974 begann die offizielle Jungfernfahrt.

 

Da sich das Geschäft für die neu am Markt agierende Royal Viking Line in den ersten Jahren recht gut entwickelte, entschloss man sich Anfang der 1980er Jahre zur Verlängerung der drei Schwesterschiffe. Durch den Einbau einer 27,76m langen Mittschiffssektion sollten die Schiffe auf eine Länge von nun 205,46m wachsen. Die Vermessung erhöhte sich dadurch auf neu 28.518 BRZ. Diese Maßnahme konnte im Vergleich zu einem optionalen vierten Neubau deutlich schneller und kostengünstiger umgesetzt werden.

 

Die ROYAL VIKING SEA wurde als letztes der drei Schiffe vom 11.03. bis zum 05.06.1983 bei der Bremerhavener Seebeckwerft gedockt und entsprechend verlängert.

 

Anfang/Mitte der 1990er Jahre geriet die Royal Viking Line unter finanziellen Druck. Die Klosters-Gruppe stieg bei der Reederei ein und transferierte nach und nach die drei Schiffe zu ihren Tochterunternehmen, um letztendlich die Royal Viking Line als Markenname gänzlich zu veräußern.

 

Die ROYAL VIKING SEA wurde im Rahmen dessen im Jahr 1991 an die griechische Tochter Royal Cruise Line übergeben und in ROYAL ODYSSEY umbenannt. Mit der Übergabe erfolgte auch ein Wechsel des Heimathafens und der Flagge. Nun prangte der neue Heimathafen Nassau und die Flagge der Bahamas am Heck des Schiffes.

 

Doch auch der Investor Klosters geriet in den Folgejahren in finanzielle Schieflage und musste schließlich im Jahr 1994 Insolvenz anmelden. Die ROYAL ODYSSEY wurde daraufhin an den Investor Actinor veräußert und vorübergehend an Royal Cruise Line zurückverchartert. Doch dieser Chartervertrag endete im Jahr 1997.

 

Im November 1997 übernahm die US-amerikanische Norwegian Cruise Line das Schiff und benannte es in NORWEGIAN STAR um. Es sollte auf Karibikreisen eingesetzt werden. Dieser Einsatz endete allerdings bereits im Dezember 1998, weil Norwegian Cruise Line aufgrund interner Umstrukturierungen das Schiff mit Beginn des Januar 1999 zum neuen australischen Ableger Norwegian Capricorn Line verschob. Dort wurden mit der NORWEGIAN STAR als einziges Schiff des Unternehmens Kreuzfahrten in Ozeanien durchgeführt.

 

Im Jahr 2000 wurde Norwegian Cruise Line von Star Cruises aus Singapur übernommen. Nachdem die bereits geplanten Reisen zunächst fortgeführt wurden, folgten dann konzernintern einige größere Umstrukturierungen. Infolgedessen zog man sich u.a. im Juni 2001 aus dem australischen Markt zurück und stellte die Marke Norwegian Capricorn Line vollständig ein.

 

Star Cruises hatte kurz zuvor bei der Papenburger Meyer-Werft einen Neubau namens SUPERSTAR LIBRA für die eigene asiatische Flotte in Auftrag gegeben. Das Schiff sollte im Jahr 2001 abgeliefert werden. Im Rahmen der Umstrukturierungen fiel die Entscheidung, dass die bisherige NORWEGIAN STAR mit Beginn des November 2001 als NORWEGIAN STAR 1 in der Karibik eingesetzt werden sollte. Das neue Schiff sollte statt SUPERSTAR LIBRA nun unter den Namen NORWEGIAN STAR 2 fahren und nicht mehr bei Star Cruises selbst, sondern ebenfalls bei Norwegian Cruise Line eingesetzt werden.

 

Die Karriere der NORWEGIAN STAR 1 bei Norwegian Cruise Line endete allerdings bereits im Mai 2002.

 

Im Juni 2002 erwarb das Unternehmen Crown Investments das Schiff von Star Cruises, benannte es in CROWN um und setzte es als Casinoschiff im Ostchinesischen Meer auf Fahrten vom chinesischen Shanghai zur koreanischen Insel Cheju ein. Doch bereits im November 2002 war auch dieses Projekt gescheitert und das Schiff wurde aufgrund wirtschaftlicher Probleme von Crown Investment im Shanghai aufgelegt.

 

Im Februar 2003 konnte dann die nächste vorübergehende Beschäftigung für das Schiff gefunden werden. Von Juni 2003 bis November 2003 fuhr die CROWN im Mittelmeer einen Kurzzeitcharter für den spanischen Veranstalter Halkion Viajes. Für diesen Einsatz erhielt das Schiff den inoffiziellen Marketingnamen MARE NOSTRUM. Nach dem Ende dieses Sommercharters wurde die CROWN im November 2003 zunächst im italienischen Genua aufgelegt.

 

Zeitgleich konkretisierten sich im Sommer/Herbst 2003 bei dem Bonner Veranstalter Phoenix Reisen die Pläne zur Ablösung der bisherigen TS ALBATROS (Baujahr 1957; IMO 5347245) der monegassischen Reederei V-Ships. Das Schiff war zwar bei den Stammgästen sehr beliebt, aber die technische Anfälligkeit der alten Dampfturbinen nahm zusehends zu und die Instandhaltung wurde immer zeitaufwändiger und kostspieliger. Es musste ein adäquater Ersatz her. Diesen sah man bei Phoenix Reisen in der CROWN, die aufgrund ihrer glorreichen Historie als ROYAL VIKING SEA durchaus Potential bot, auch wenn aufgrund der Nachlässigkeit der vergangenen Jahre durchaus viel in das Schiff investiert werden musste.

 

Der Chartervertrag für die alte TS ALBATROS mit der monegassischen Reederei V-Ships wurde daraufhin nach zehn Jahren erfolgreichem Einsatz zum November 2003 gekündigt und die Weltreise 2003/2004 abgesagt. Gleichzeitig einigte man sich mit der niederländischen Reederei Cruise Club auf einen Charter der bisherigen CROWN beginnend mit der Sommersaison 2004. Das Schiff sollte bei Phoenix Reisen ebenfalls wieder ALBATROS heißen.

 

Die CROWN lag zunächst bis Februar 2004 in Genua auf. Im Anschluss wurde es dort in die Werft verholt und für den Einsatz bei Phoenix Reisen vorbereitet. Am 25.04.2004 übernahm die neue MS ALBATROS mit dem Heimathafen Nassau und unter der Flagge der Bahamas die geplanten Reisen der alten TS ALBATROS. Am 23.05.2004 erreichte das neue Schiff erstmals den Heimathafen von Phoenix Reisen, Bremerhaven.

 

Nach den zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten und der Um- und Eingewöhnungsphase der Stammgäste ging die ALBATROS zum Ende der ersten Sommersaison bei der Hamburger Werft Blohm & Voss ins Dock. Vom 28.09. bis zum 20.12.2004 standen umfassende Umbau- und Renovierungsarbeiten an, um das Schiff auf den gewohnten Phoenix-Standard zu bringen und für die Zukunft zu wappnen.

 

Im November 2008 musste Cruise Club Insolvenz anmelden. Die ALBATROS wurde nahtlos von der MS Albatros Shipping Ltd. übernommen und ohne Unterbrechung weiterhin für Phoenix Reisen betrieben.

 

Aufgrund der sich zu Beginn des Jahres 2020 weltweit ausbreitenden COVID-19-Pandemie musste die Weltreise 2019/2020 abgebrochen werden. Die ALBATROS wurde zurück nach Bremerhaven verholt und anschließend im ostfriesischen Emden aufgelegt.

 

Am 08.10.2020 verkündete Phoenix Reisen in Anbetracht der weiterhin grassierenden Pandemie und deren nicht absehbaren Ende, sich aus wirtschaftlichen Gründen schweren Herzens von der ALBATROS zu trennen. Das Schiff sollte zum 20.10.2020 an die ägyptische Pick-Albatros-Hotelgruppe des Geschäftsmannes und langjährigen -Partners von Phoenix Reisen Kamel Abou-Aly verkauft werden. Es sollte zukünftig im ägyptischen Hurghada als stationäres Hotelschiff dienen. Am 19.10.2020 verlies die ALBATROS letztmalig Bremerhaven und nahm Kurs auf Hurghada, wo sie im November 2020 ankam.

 

Nach gut einem halben Jahr Aufliegezeit in Hurghada schien klar zu sein, dass sich die Pläne eines Hotelschiffes in diesen wirtschaftlich schweren und unabsehbaren Zeiten nicht realisieren lassen würden. Und so wurde die ALBATROS an indische Abwracker verkauft. Im Juli 2021 wurde das Schiff in TROS umbenannt und erhielt mit neuem Heimathafen Libreville die Flagge Gabuns. Im Anschluss begann die Überführung ins indische Alang, wo das Schiff schließlich am 27.07.2021 gebeacht und in den darauffolgenden Monaten abgewrackt wurde.



Technische Daten

Länge: 205,46m
Breite: 25,20m
Tiefgang: ca. 7,50m
Vermessung: 28.518 BRZ
Passagiere: 812
Besatzung: 340
Baujahr: 1973
Bauwerft: Oy Wärtsilä Ab, Helsinki/Finnland
Baunummer: NB 397
Klassifizierungsgesellschat: Lloyd´s Register
Int. Registrierungsnummer: IMO 7304314


Decksplan


Historische Bilder



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