ARIELLE

ex PACIFIC, ex OCEAN STAR PACIFIC, ex AQUAMARINE, ex CAROUSEL, ex NORDIC PRINCE / IMO 7027411


Historie auf dem deutschsprachigen Markt:

2006 - 2008   Transocean Tours Touristik, Bremen


Status: das Schiff wurde im Jahr 2015 im indischen Alang abgewrackt


Arielle (Travemünde, 19.05.2006)
Arielle (Travemünde, 19.05.2006)

Historie

 

1968 wurde im norwegischen Oslo die Reederei Royal Caribbean Cruise Line gegründet. Man wollte von US-amerikanischen Häfen aus Karibik-Kreuzfahrten anbieten. Dafür bestellte man bei der Werft Oy Wärtsilä AB im finnischen Helsinki drei annähernd baugleiche Schiffe. Sie sollten 168,3 Meter lang und 24,0 Meter breit werden. Bei einem Tiefgang von ca. 6,7 Meter sollten Sie eine Vermessung von etwa 18.416 BRT haben. Die Passagierkapazität lag bei etwa 724 Gästen. Als architektonisches Alleinstellungsmerkmal erhielten die Schiffe die sogenannte Viking Crown Lounge, eine Bar bzw. Lounge, die in erhöhter Position in den hinteren Teil des Schornsteins integriert war und einen grandiosen Ausblick auf die Heckbereiche der Schiffe und das Kielwasser bot. Das erste Schiff mit der Baunummer NB 392, das den Namen SONG OF NORWAY (IMO 7005190) erhielt und im November 1970 in Dienst gestellt wurde, verlieh dieser Schiffsreihe die Bezeichnung Song-of-Norway-Klasse. Das zweite Schiff mit der Baunummer NB 393, von dem in diesem Artikel hauptsächlich die Rede sein soll, lief am 9. Juli 1970 vom Stapel und erhielt den Namen NORDIC PRINCE (IMO 7027411). Es wurde am 31. Juli 1971 in Dienst gestellt. Zuletzt folgte dann noch das dritte Schiff mit der Baunummer NB 394. Es erhielt den Namen SUN VIKING (IMO 7125861) und wurde im Dezember 1972 in Dienst gestellt. Alle drei Schiffe fuhren zunächst unter norwegischer Flagge mit Heimathafen Oslo.

 

Aufgrund des Erfolges und der hohen Nachfrage wurde das erste Schiff dieser Reihe, die SONG OF NORWAY, bereits 1976 auf der einstigen Bauwerft um 26 Meter auf nun 194,3 Meter verlängert. Dadurch wurde die maximale Passagierkapazität um etwa 450 auf rund 1.200 Gäste erhöht. Die in diesem Artikel beschriebene NORDIC PRINCE wurde daraufhin im Sommer 1980 ebenfalls um 26 Meter verlängert und erhielt zusätzliche Passagierkabinen. Lediglich das dritte Schiff, die SUN VIKING, wurde nicht verlängert und erhielt keine Kapazitätserhöhung.

 

Die NORDIC PRINCE wurde nach 24 Jahren im Einsatz für Royal Caribbean Cruise Line im März 1995 durch den modernen und deutlich größeren Neubau LEGEND OF THE SEAS (IMO 9070620), dem ersten Schiff der neuen Vision-Klasse bei Royal Caribbean Cruise Line, ersetzt und daraufhin am 15. März 1995 an die britische Sun Cruises, die zum bekannten Veranstalter Airtours gehörte, verkauft. Im Rahmen der Übergabe wurde die markante Viking Crown Lounge aus dem Schornstein entfernt und das Schiff in CAROUSEL umbenannt. Gleichzeitig wechselte man auch die Flagge und den Heimathafen. Neuer Flaggenstaat waren nun die Bahamas mit Heimathafen Nassau. Der Betrieb für den neuen Veranstalter wurde am 6. Mai 1995 aufgenommen. Zwei Jahre später, im Jahr 1997, wechselte dann auch das ältere Schwesterschiff SONG OF NORWAY zu Sun Cruises/Airtours und erhielt dort den Namen SUNDREAM. Auch bei diesem Schiff wurde im Rahmen der Übergabe an den neuen Veranstalter die Viking Crown Lounge aus dem Schornstein entfernt.

 

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation verkaufte Sun Cruises die CAROUSEL im Juli 2004 an die zypriotisch/griechische Louis Cruise Line. Allerdings charterte sie das Schiff zunächst zurück und betrieb es noch bis ins Jahr 2005. Mit dem Verkauf erfolgte ein erneuter Flaggenwechsel. Das Schiff fuhr seit 2004 unter zypriotischer Flagge mit Heimathafen Limassol. Im Jahr 2005 stellte Sun Cruises dann aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb vollständig ein.

 

Louis Cruise Line benannte das Schiff schließlich im Juni 2005 in AQUAMARINE um und setzte es in Eigenregie im Mittelmeer ein.

 

Im April 2006 charterte dann der Bremer Veranstalter Transocean Tours das Schiff für zunächst fünf Jahre. Transocean Tours betrieb seinerzeit bereits die legendäre MS ASTOR (IMO 8506373, Baujahr 1987) sowie das ältere und kleinere Schwesterschiff ASTORIA (IMO 8000214, Baujahr 1981) und wollte mit dem neuen Schiff auf dem deutschsprachigen Markt weiter wachsen. Die AQUAMARINE wurde aus diesem Grund im April 2006 in ARIELLE umbenannt. Damit einhergehend erfolgte auch eine erneute Umflaggung. Das Schiff fuhr nun wieder unter der Flagge der Bahamas mit Heimathafen Nassau.

 

Bereits Anfang des Jahres 2008 wurde der Vertrag zwischen Transocean Tours und Louis Cruise Line vorzeitig gekündigt. Transocean Tours wollte als Ersatz zum Sommer 2008 die MARCO POLO (IMO 6417097, Baujahr 1965) übernehmen. Louis Cruise Line nahm daraufhin die ARIELLE zurück, benannte sie erneut in AQUAMARINE um und betrieb sie einmal mehr in Eigenregie. Nun fuhr das Schiff allerdings unter griechischer Flagge mit Heimathafen Piräus.

 

Im Jahr 2010 wurde das Schiff dann an den mexikanischen Veranstalter Ocean Star Cruises verkauft und zum Jahresende in OCEAN STAR PACIFIC umbenannt. Es erfolgte eine erneute Umflaggung hin nach Panama mit Heimathafen Panama Stadt. Anfang des Jahres 2011 wurden im Rahmen eines längeren Werftaufenthaltes nochmals umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Am 8. April 2011 taufte der damalige mexikanische Präsident Felipe Calderón das Schiff offiziell auf seinen neuen Namen. Wenige Tage später begann die erste Kreuzfahrt. Aber schon nach einigen Tagen, am 16. April 2011, brach ein Feuer im Maschinenraum aus und das Schiff wurde schwer beschädigt. Es folgte eine längere Aufliegezeit. Das Schicksal des Schiffes schien besiegelt.

 

Im Spätsommer/Herbst 2014 wurde das Schiff schließlich an indische Abwracker verkauft und in PACIFIC umbenannt. Die Flagge wechselte ein letztes Mal. Neuer Flaggenstaat war nun der karibische Inselstaat St. Kitts and Nevis. Heimathafen war Basseterre. Gegen Ende des Jahres erfolgte die Pazifiküberführung Richtung Asien. Am 22. Februar 2015 wurde das Schiff schließlich im indischen Alang gebeacht und in den Folgemonaten abgewrackt.

 

 

Technische Daten

 

Die ARIELLE war 194,3 Meter lang, 24 Meter breit, hatte einen Tiefgang von ca. 6,7 Meter und dabei eine Vermessung von 23.149 BRZ. Transocean Tours vermarktete 525 Kabinen für etwa 1.050 Passagiere. Die durchschnittliche Besatzungsstärke wurde von Transocean Tours mit etwa 432 angegeben. Die IMO Nummer des Schiffes lautete 7027411.



Einsatz bei Transocean Tours

 

Bis zum Winter 2005/2006 betrieb Transocean Tours bereits erfolgreich ganzjährig die legendäre MS ASTOR (IMO 8506373, Baujahr 1987) und ihre kleinere und ältere Schwester ASTORIA (IMO 8000214, Baujahr 1981). Man bot damit weltweite Reisen für ein gediegeneres Publikum, das die klassische Kreuzfahrttradition bevorzugte, an.

 

Auf dem deutschsprachigen Markt war inzwischen äußerst medienwirksam der Mitbewerber Seetours/Arkona Touristik mit seinen drei Clubschiffen AIDAcara (IMO 9112789, Baujahr 1996), AIDAvita (IMO 9221554, Baujahr 2002) und AIDAaura (IMO 9221566, Baujahr 2003) erfolgreich ins Geschäft eingestiegen und akquirierte eine vollkommen neue Klientel. Der Produktname AIDA entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer der bekanntesten Marken im deutschsprachigen Raum.

 

Transocean Tours wollte von dieser neuen und offensichtlich sehr stark nachgefragten Art der Kreuzfahrt profitieren. Deshalb entschloss man sich, sein bisheriges klassisches Produkt zu ergänzen. Ab April 2006 erweiterte man deshalb die bestehende Flotte mit dem Neuzugang ARIELLE und versuchte -als Ergänzung zu dem Produkt ASTOR/ASTORIA- eine neue Zielgruppe anzusprechen. Als neue Klientel betrachtete man u.a. aktivere und geselligere Gäste; gerne Singles, größere Familien mit Kindern, Gruppen und Vereine. Die ARIELLE wurde unter dem Slogan „Die heitere Urlaubs-Insel“ beworben. Der Name ARIELLE sollte dabei für den Begriff „Lebensfreude“ stehen. Preislich war das neue Produkt deutlich unterhalb der ASTOR/ASTORIA angesiedelt. So waren nun u.a. auch die obligatorischen Trinkgelder bereits im Reisepreis eingeschlossen und nicht mehr zusätzlich an Bord individuell zu entrichten. Kinder bis zu 17 Jahren reisten gratis in der Kabine der Eltern. Auch die Bekleidungsempfehlung fiel weg. Legere Kleidung war vollkommen ausreichend. Für die ARIELLE erstellte man einen separaten Katalog, der parallel zu dem ASTOR/ASTORIA Katalog vertrieben wurde. Die Gestaltung war durchaus farbenfroh und sollte das Motto des Schiffes gut vermitteln. Zunächst war ein fünfjähriger Charter geplant. Die ARIELLE sollte dabei hauptsächlich in der Sommersaison im Mittelmeer und in Nordeuropa eingesetzt werden. Doch dieser Vertrag wurde bereits Anfang 2008 vorzeitig beendet. Zum einen wurde das Konzept der ARIELLE nicht richtig angenommen und zum anderen war die Konkurrenz durch das Original, der Marke AIDA, einfach zu stark. AIDA distanzierte sich zwischenzeitlich von dem Begriff „Clubschiff“ und sprach nun eine ähnliche Klientel der ARIELLE an. Zudem wurde bei der Papenburger Meyer Werft eine neue Schiffsklasse zur weiteren Expansion bestellt. Transocean Tours beendete konsequenterweise dieses Konzept und übernahm stattdessen die etwas ältere und kleinere MARCO POLO (IMO 6417097, Baujahr 1965). Dieses Schiff sollte nun ganzjährig für das gediegenere und zahlungskräftigere Publikum, das die eher konservative Kreuzfahrtform bevorzugte, eingesetzt werden. Aufgrund der vorhandenen Eisklasse sollten u.a. auch hochpreisige Fahrten in die Antarktis angeboten werden.


Decksplan


Schiffsrundgang

 

Auf einen detaillierten virtuellen Schiffsrundgang wird in diesem Portrait mangels Fotos verzichtet. Dennoch wollen wir an dieser Stelle kurz die wichtigsten Details zusammenfassen.

 

Transocean Tours bot seinerzeit auf der ARIELLE insgesamt 525 Kabinen in 22  Kabinenkategorien an; angefangen von der Kategorie VI (4-Bett, innen, Glückskabine) bis hin zur Kategorie 12 (Suite, außen). Die ARIELLE bot dabei 339 Außen- und 186 Innenkabinen, die auf vier Decks verteilt waren.

 

Da das Schiff ursprünglich für den Einsatz in karibischen Gewässern geplant wurde, verfügte es über eine ca. 4.600m² große Fläche an Außendecks. Auf dem Promenaden-Deck konnte man das Schiff einmal vollständig umrunden. Der hier im Boden eingezeichnete Joggingpfad wies eine Länge von 333 Meter auf. Auch ein Deck höher, auf dem Sonnen-Deck, konnte man das Schiff auf einer etwas kürzeren Strecke einmal umrunden. Und selbst noch ein Deck höher, auf dem obersten Brücken-Deck, befand sich eine schmalere Promenade, die ebenfalls einmal um das Schiff herum führte.

 

Man betrat die ARIELLE üblicherweise auf dem Haupt-Deck. Hier befanden sich u.a. die Rezeption, das Bordreisebüro, der Foto-Shop, der Friseur sowie die Bord-Boutique. Je ein Treppenhaus mit je zwei Aufzügen im vorderen und hinteren Teil des Schiffes führten zu den anderen Decks. Ein Deck höher, auf dem Restaurant-Deck, befanden sich die meisten öffentlichen Räumlichkeiten. Am Bug lag die Arielle-Lounge samt Bar. Hierbei handelte es sich um die Show-Lounge, in der das allabendliche Showprogramm dargeboten wurde. Dahinter folgte das à-la-carte-Restaurant. Dann folgte ein kleines Casino sowie die Bibliothek mit dem Kartenspielzimmer. Im Heck befand sich das Buffet-Restaurant mit der Bar „Bier-Café“. Unmittelbar ein Deck darüber, auf dem Promenaden-Deck, befand sich eine weitere Lounge & Bar mit einer Tanzfläche. Dahinter gab es den Kinder-Bereich Dingi-Club. Wiederum ein Deck höher, auf dem Sonnen-Deck, waren am Heck schließlich das Fitness-Center und der Sauna- und Massage-Bereich zu finden. Mittschiffs befand sich der großzügige Poolbereich mit der Pool-Bar und dem Lido-Café. Dort gab es ganztags Pizza und Pasta-Gerichte für zwischendurch.



Trivia


Die tabellarische Zusammenfassung der Historien der beiden Schwesterschiffe der Song-of-Norway-Klasse:


SONG OF NORWAY   (IMO 7005190; Baujahr 1970; Baunummer NB 392)

Jahr Name des Schiffes Veranstalter / Reederei
1970 - 1997 SONG OF NORWAY Royal Caribbean Cruise Line
1997 - 2004 SUNDREAM Sun Cruises, UK
2004 - 2006 DREAM PRINCESS Caspi Cruises, Israel
2006 - 2007 DREAM Lance Shipping Company, Bahamas
2007 - 2008 CLIPPER PEARL Pearl Owner Ltd.
2008 - 2009 CLIPPER PACIFIC Peaceboat, Japan
2009 FESTIVAL Caspi Cruises, Israel
2009 - 2012 OCEAN PEARL Quail Travel’s Happy Cruises, Mexiko
2012 - 2013 FORMOSA QUEEN Formosa Queen Co., Panama; im Winter 2013/2014 in China abgewrackt


SUN VIKING   (IMO 7125861; Baujahr 1972; Baunummer NB 394)

Jahr Name des Schiffes Veranstalter / Reederei
1972 – 1997 SUN VIKING Royal Caribbean Cruise Line
1998 SUPERSTAR SAGITTARIUS Star Cruises, Panama
1998 – 2001 HYUNDAI PONGNAE Hyundai Merchant Marine, Panama
2001 – 2003 PONGNAE Tropical View; Umbau zum Casino-Schiff
2003 – 2007 OMAR III Asia Cruises, Hongkong / Casino-Schiff
2007 – 2011 LONG JIE Real Win, Panama / Casino-Schiff
2011 - 2022 ORIENTAL DRAGON Capital Dragon Global Holding, Hongkong / Metropolis Cruise / Casino-Schiff / am 02.02.2022 in Gadani/Pakistan zum abwracken gebeacht



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